Mai-Andacht 2025
"Hoffen wider alle Hoffnung, glauben, dass es dennoch weitergeht.
Lieben, wo es beinah nicht mehr möglich,
damit die Welt auch morgen noch besteht."
So beginnt ein Lied des christlichen Liedermachers Reinhard Horn. Ja, denke ich, genau das ist es. Die Botschaft von Ostern und Pfingsten. Diese beiden Feste fordern uns auf, trotz des Zustandes unserer Welt, trotz der Umweltkatastrophen, trotz der Machtgier Einzelner, trotz Krieg, Hunger, Zerstörun, Krankheit und Tod an der Hoffnung festzuhalten, dass Gott diese seine Welt nicht untergehen lässt. Ihm liegt seine Schöpfung und alle Menschen am Herzen, deshalb hat er seinen Sohn Jesus Christus in diese Welt gesandt.
Er hat es uns gezeigt, wie Gott sich seine Welt vorstellt, indem er die Menschen, die von der damaligen Gesellschaft verachtet und an den Rand gedrängt wurden zu sich an seinen Tisch geladen hat. Sie durften durch Jesus erfahren, dass sie etwas wert sind. Ihm war es egal, ob einer reich oder arm, alt oder jung, krank oder gesund, hässlich oder schön war. Für ihn sind alle Menschen Gottes geliebte Kinder. Jeder von uns ist mit göttlicher Würde ausgestattet und deshalb hat es keiner nötig, den anderen zu übertrumpfen, kleinzumachen, auszubeuten oder zu unterdrücken.
Das ist die Botschaft Jesu. Doch was ist daraus geworden? Jesus selbst scheint auf den ersten Blick gescheitert. Er wird von den damals Mächtigen auf brutale Weise zum Schweigen gebracht. Doch Gott schweigt nicht. Er erweckt Jesus von den Toten. Der Stein des Grabes ist weggerollt. Das gilt bis heute: Alles, was in dieser Welt aus echter Menschenliebe geschieht, hat bleibenden Wert. Alles, was an Mitmenschlichkeit, Solidarität, Bemühen um Frieden und Hilfsbereitschaft auf dieser Welt gelebt wird, ist nicht verloren.
Deshalb sind wir aufgefordert, uns nicht lähmen zu lassen vom Zustand dieser Welt, sondern so zu leben, dass wir die Botschaft von Ostern und Pfingsten weitertragen. Denn Gottes neue Welt beginnt da, wo wir Kranke pflegen, Ausgeschlossene in den Arm nehmen, Trauernde trösten, Hungrige mit Essen versorgen und Fremden unsere Türen öffnen.
Die Kraft dazu verleiht uns Gott, denn er wirkt in uns beides: "Das Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen" (nach Philipper 2,13). Probieren wir es im Vertrauen auf Gott, Aufstehen nach Enttäuschungen und Rückschlägen, getragen von dem Versprechen Jesu Christi : “Ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Matth 28,20)
Bleiben wir Hoffende, gerade dann, wenn es keine Hoffnung mehr zu geben scheint.
(Gudrun Zeitler)